Notater |
- Genealogie:
V Christoph I G. (1504-39), Ratsherr u. Stadtkämmerer in R., S d. Conrad, aus Nürnberg, wahrsch. Kaufm. in R., u. d. Anna Portner aus R.; M Ursula, T d. Stephan Ungelter, Bürger in R. (aus Ulmer Patriziat); Stief-V (seit 1540) Hans III Glockengießer (s. 2); ? 1) Nürnberg 13.10.1556 Catharina Beham, aus alter Geschützgießerfam., 2) 1566 Barbara Degir; K aus 2), u. a. Christoph III d. J. (1566–1630), mit dessen Tod d. handwerkl. ZUG d. Fam. erlosch.
Leben:
Glockengießer wurde Nachfolger seines Stiefvaters und 1564 Ratsgenannter in Nürnberg. Die früheste mit seinem Namen signierte Glocke stammt von 1550 in Pfreimd bei Nabburg, seine letzte namentlich bezeichnete Glocke von 1594 wird noch in Meiningen geläutet. Einige besonders bemerkenswerte Glockenkörper sind: 1564 Ostheim bei Gunzenhausen, 1572 Gerolzhofen, 1573 Ellingen (Schloßkirche, für den Deutschen Orden mit Wappen gegossen) und 1581 Kloster Banz. Diese schöne Glocke im Gewicht von 45 Zentnern, geschmückt mit Reliefs und dem Wappen des Abtes von Banz und Münsterschwarzach, kam nach Eisfeld (Thüringen) während des 30jährigen Krieges und hängt noch im Eisfelder Kirchturm. Sie trägt den oft von Glockengießer verwendeten Spruch „gottes wort das bleibet ewig glawb dem mit der that bist selig“. Neben diesen tritt noch ein zweiter häufig verwendeter Spruch „Zu gottes lob und dinst gehör ich“. S. Thurm weist nach, daß Glockengießer bei seinen frühen Arbeiten die Stilformen des Stiefvaters übernommen hatte. Er zeigt später in seinen Schriftzeichen eine ihm eigentümliche Manieriertheit.
Werke:
Weitere erhaltene Glocken u. a. 1585 Gochsheim b. Schweinfurt (mit Ortswappen u. Reliefs); 1590 Berching b. Beilngries; 1593 Neukirchen b. Sulzbach; Güsse sind bekannt f. d. Kreise Amberg, Bayreuth, Beilngries, Ebern, Gerolzhofen, Gunzenhausen, Haßfurt, Hilpoltstein, Hofheim, Kissingen, Kitzingen, Königshofen, Miltenberg, Nabburg, Neumarkt, Nördlingen, Ochsenfurt, Schwabach, Schweinfurt, Sulzbach, Tirschenreuth, Wunsiedel u. Würzburg u. aus d. J. 1561-91 in d. württ. Kreisen Aalen, Crailsheim, Künzelsau u. Öhringen. Überliefert Reichenburg Kt. Schwyz.
Portraits:
Gem. v. L. Strauch, 1581, mit Wappen (Lauf/Pegnitz, Glockengießerspital).
Autor: Christa Schaper
Empfohlene Zitierweise:
Schaper, Christa, „Rosenhardt, Christoph II“, in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 460 [Onlinefassung]; URL:
http://www.deutsche-biographie.de/artikelNDB_pnd136489044.htm
Glockenhof
•Herrensitz, „Grundherrnschloss“
•Glockenhofstraße 47
•Stadt Nürnberg
Der Glockenhof begegnet zunächst als (Ober-)Galgenhof, benannt nach dem in der Nähe gelegenen Galgen des Hochgerichts, der nach der letzten Stadterweiterung angelegt wurde. Die zunächst wohl rein bäuerlichen Höfe waren im späten 15. Jahrhundert „frei lauter eigener“ Besitz der Haller und an Bauern als Erbzinslehen vergeben. Als frühester Eigenherr wird 1491 Wolfgang Haller der Ältere sichtbar, während schon 1471 Martin Wagner und seine Frau Katharina die „Erbschaft“ am Oberen Galgenhof besaßen. 1494 ging sie an Erhard Marstaller um 1.094 Gulden über; auf dem Hofkomplex wurden zu diesem Zeitpunkt drei Bauern geführt.
1510 veräußerten die Erben Erhard Marstallers das Erbrecht an den drei Höfen für 500 Gulden an Hans Schütz. Schon ein halbes Jahr später kaufte es der Eigenherr Bartholomäus Haller um 700 Gulden auf. Damals bestand der Komplex aus drei Höfen und fünf Söldengütern, die um einen großen Hofraum angeordnet waren. In dessen Mitte standen bis zu Beginn des 16. Jahrhunderts zwei Wohnhäuser mit einem dazwischen liegenden Pferdestall, nach Zeugenaussagen von 1528 die wohl ältesten Gebäude auf dem Hof. Um 1510, so die Zeugen, habe Hans Schütz die Häuser abbrechen lassen „damit man die Wagen bequem im Hof wenden könne“. Die Gebäude wurden vermutlich vom Hofmeister genutzt und dienten dem Eigentümer als Wohnung oder Herrensitz.
Bartholomäus Haller öffnete 1517 seinen mit dieser Urkunde erstmals greifbaren Ansitz im Obergalgenhof „als das mit Mauern umfangen“ der Stadt Nürnberg. 1528 verkaufte Bartholomäus Haller auf Ziegelstein seine drei Eigenhöfe an Hans Glockengießer um 130 Gulden und 12 Gulden Leihkauf. Der neue Besitzer bemühte sich sofort um die Sicherung weiterer Feuerrechte auf dem Anwesen. Nach offensichtlich langwierigen Auseinandersetzungen einigte er sich 1538 mit dem „fürsichtigen hern bürgermeister ... mer nit dann zen feuer oder herdstet, wie ich die von Bartholomeus Haller erkauft ... an meinem sitz zu Obergalgenhof“ einzurichten. Aus dem Revers wurde weiter deutlich, dass Glockengießer „aigenschaft und erbschaft“ (Eigentum und Nutzung) am Sitz erworben hatte.
Zu Beginn des Zweiten Markgrafenkriegs wurde der Galgenhof am 24. Mai 1552 angegriffen, der hieraus entstandene Schaden am „burgershauß“ und an den Gebäuden von Ober- und Untergalgenhof auf 2.000 Gulden beziffert. Als die Häuser nach dem Ende des Krieges im Umfang des Vorkriegsbestandes wieder errichtet werden durften, musste sich Hans Glockengießer verpflichten, nicht mehr als 10 Feuerstellen einzurichten – zwei an seinem Sitz sowie je eine in den drei Höfen und den fünf Söldengütlein.
Der Sitz stand in einem vom Fischbach gespeisten Weiher und war mit einer Mauer umgeben, die mit Türmchen bewehrt war. Auf einem in Sandsteinquadern erstellten, fensterlosen Sockel ruhte das Fachwerk-Obergeschoss. Das Satteldach war mit Ziegeln eingedeckt, Fachwerkerker besaßen Rundbogenfenster. Angebaut war ein Treppenturm mit Dachlaterne, von dem ein hölzerner Gang in das Obergeschoss führte.
1559 war Christoph Rosenhard, genannt Glockengießer, der Stiefsohn Hans Glockengießers, Alleinbesitzer auf dem Galgenhof. „Wegen des abscheulichen Namens“ taufte er 1566 den Hof kurzerhand in „Glockenhof“ um, ließ darüber eine prachtvolle Pergamenturkunde mit einer Ansicht des Herrensitzes in Deckfarbenmalerei anfertigen und den neuen Namen an allen Türen und Häusern anschreiben. Trotz eines Verbots seitens des Rates von 1592 sollte sich der Name halten.
Der 1623 als „Burgersitzlein“ bezeichnete Glockenhof blieb im Besitz der Glockengießer bis zu ihrem Aussterben im Jahre 1757. Ansichten aus dem Cnopfschen Skizzenbuch und ein Kupferstich zeigen uns die Veränderungen 1615 und um 1700. 1711 wurde Georg Paulus Glockengießer, der das Herrenhaus gemeinsam mit seinem Vetter Johann Heinrich Glockengießer besaß, gestattet, an der Seite gegen Osten einen Anbau zu errichten und einen neuen Stubenofen zu setzen.
1736 bewohnten die Brüder Carl und Heinrich Glockengießer eine Stube im Herrenhaus. Das Wohnhaus hatte eine Grundfläche von 11,70 x 9,60 Metern, auf dem Dach lag eine „Riebe“ mit einer Stube (Riebe = Giebelerker, Zwerchhaus, breite Gaube o.ä.). Im Erdgeschoss fanden sich ein Kellerzugang und eine Stube, im Obergeschoss zwei Stuben. Ein kleiner, wohl 1711 errichteter Anbau hatte kein Feuerrecht. Rechts vor dem Eingang lag ein „Cämmerlein“ mit dem Zugang zum „Turmlein“ mit einem „Badlein“ und einer weiteren Kammer. Vom oberen Geschoss des Turmes gelangte man schließlich über einen hölzernen Gang ins Herrenhaus.
1757 wurde der Glockenhof von der Ratskonsulentenwitwe Sara Johanna Muncker gekauft. Sie ließ 1760 den baufällig gewordenen Herrensitz abtragen, der beschrieben wird als „mit Holz abgebundenes zweigädiges Schlößchen, im dritten Gaden mit einer Rieb und vier Feuerrechten... worinnen dermalen 4 Stuben und allernächst daran ein Waschbadlein sich befunden“.
Größe und Höhe des neuen Schlosses wurden deutlich erweitert: Bei einer Grundfläche von 18 auf 15 Metern wurden drei Stockwerke „durchaus mit Steinen“ errichtet. Die dreigeschossige Ausführung führte dazu, dass auf ein „gebrochenes“ (Mansard-)Dach verzichtet wurde. Die etwas später eingefügten Dreiecksgiebel bereichern das Gebäude.
1765 folgten als Besitzer die Grundherr, denen das Schloss noch heute gehört und deren Namen es trägt. 1857 übergab Georg Christoph Karl von Grundherr das Schloss seiner Familienstiftung. Mit der Niederlassung einer Strumpfwaren- und Strickwaren-Fabrik begann schon 1828 die Industrialisierung des Gebietes, etwa ab Mitte des 19. Jahrhunderts setzte die städtische Überbauung des auf einem Stich Annerts von 1788 noch rein landwirtschaftlich geprägten Areals ein. Der 1945 beschädigte Bau wurde von der Grundherrischen Familienstiftung renoviert.
Quellen: HallerA Besitzurk. Bartholomäus I Haller, 13. Mai 1538. - StadtAN E 20/21 Nr. 17. B 14/I Bd. 27, Bl. 11. -StAN Rst. Nbg., Handschriften Nr. 272. Rst. Nbg.,Waldamt Lorenzi I Nr. 434, 883. - Müllner I, S. 345.
Literatur: HAB Nürnberg-Fürth, S. 149. - Hirschmann, Gerhard: Wie vor 400 Jahren aus dem Galgenhof der Glockenhof wurde. In: MANL 15 (1966), Heft 1/ 2, S. 29-36. - KDM Stadt Nürnberg, S. 306 f. - Stadtlexikon Nürnberg, S. 366 f.
- Christoph (II.) .Glockengießer, geboren am 6. 5. 1529 zu Regensburg, folgte seinem Stiefvater, nachdem er bei diesem die freie Kunst des Stück- und Glockengießens erlernt hatte, auf der Nürnberger Werkstatt. Er war ein recht erfolgreicher Glockengießer und Geschäftsmann. Seine Glocken gingen bis weit nach Thüringen und Böhmen. [2]
- Christoph (II.) Glockengießer änderte seinen Namen in Christoph Rosenhardt genannt Glockengießer. Die Familienchronik begründet das damit, das in Nürnberg (anscheinend vorübergehend) ein weiterer Glockengießer des Namens Glockengießer tätig gewesen sei, Es wird aber dabei doch wohl der Wunsch, die Abstammung von der alten Nürnberger Familie herauszustellen, die Hauptrolle gespiet haben, nachdem zwei Generationen direkter Vorfahren niecht in Nürnberg gelebt hatten. Jedenfalls auf ein damit zusammenhangendes Ansuchen hin gewährte Kaiser Maximilian 1569 eine Wappenbesserung, bei der Elemente des alten Rosenhardtschen Wappens dem Glockengießerischen hinzugefügt wurden. Der Wappenschild wurde gevierteilt und erhielt oben rechts und unten links in gespaltenem Feld je zwei silberne Rosen auf rotem und zwei rote Rosen auf silbernem Grund, oben links und unten rechts jeweils das Glockengießerwappen, den goldenen Sparren mit den beiden Sternen darüber und der Glocke darunter. Beim Helmkleinod trat an die Stelle der rechten Schwinge des Fluges ein rotes Füllhorn, begleitet von zwei übereinanderstehenden Rosen, einer silbernen oberen und einer roten unteren. Der rechte Teil der Helmdecke war rot-silbern, der linke blieb schwarz-gold (Mittlg. d. Österr. Staatsarchivs Wien). [2]
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