- 1470 errichtete er eine der ersten (nicht die erste) Buchdrükkereien in Nürnberg.
Er soll in den 1480er und 1490er Jahren 24 Pressen und über 100 Gesellen gehabt haben, darunter Setzer, Korrektoren, Drucker, Possilierer (Formschneider?), Illuministen, Componisten und Buchbinder.
Für diesen Zeitraum gilt er als der bedeutendste Drücker, der seine Werke in weiten Teilen Europas vertrieb
Er unterhielt Niederlassungen in Leipzig, Regensburg, Breslau, Krakau, Ofen (Budapest), Frankfurt/Mein, Paris, Lyon, Wien, Venedig und Mailand.
1470 bis 1504 wurden etwa 220 Verlagswerke, meist juristischen und Teologischen Inhalts, herausgebracht. An der Kölner (niderdeutschen) Bibel von 1448 war er finanziell beteiligt und setze sich in den Besitz der Drückstöcke mit den Holzschnittillustrationen. F¨r seine eigene, insgesamt die neunte vorlutheriche deutche Bibelausgabe von 1483 druckte er die Hotzscnitte neu ab.
1484 druckte er in Auftrag des Rats die "Reformation", das älteste gedrückte Gesetzbuch Deutchlands, das bald von anderen Städten und Fürstentümen nachgedruckt wurde.
Zu den Haubtwerken Kobergers zählten die Schedelsche Weltchronik mit 1809 Abbildungen von 645 Holtzstüken in einer lateinischen (erscheinen am 12.07.1493) und einer deutschen Ausgabe (erscheinen am 23.12.1493), das Heiligenleben mit 254 Holtzschnitten sowie ser Schatzbehalter und die Offenbarungen der Hl. Brigitte.
1494 und 1496 druckte er den Malleus Maleficarum, den "Hexenhammer", der f¨r swei Jahrhunderte als Handbuch zur Erkennung und Bekämpfung von Hexen dienen solte.
1498 druckte er Dürers Apokalypse.
1504 gab er das Drucken auf und war nur noch als Verlege tätig. Das letzte Verlagswerk erscheinen mit der Jahreszahl 1526; bis 1532 bestand der Sortimentshandel.
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Notater |
- tysk bogtrykker. I Nürnberg drev han et af samtidens største og mest velorganiserede trykkerier og havde bogudsalg over hele Nordeuropa. Fra 1473 til sin død trykte han over 200 titler, de fleste i folioformat; foruden 37 bibeludgaver kan nævnes Hartmann Schedels verdenskrønike på latin og tysk (Liber Chronicarum og Buch der Chroniken und Geschichten, begge 1493), hver med ca. 1800 træsnitillustrationer. Han var gudfar til Albrecht Dürer 1471, hvis Apocalypsis (1498) blev trykt hos Koberger.
Genealogie
V Heinrich († um 1484), Bäckermeister in N., S d. Heinrich (erw. 1428-49), Bäcker u. Genannter d. Gr. Rats in N., u. d. N. N. Markel; M Anna, T d. Johannes Glockengießer († 1450), Keßlermeister in N. (s. NDD VI*), u. d. Agnes Scharpf; Vt Hans d. Ä. (um 1454–1543), Verleger, vertrat d. Firma in Lyon u. Paris, führte sie nach K.s Tod weiter, Vormund d. Kinder K.s; - ? 1) Nürnberg 29.1.1470 Ursula († 1491), T d. Kaufm. Bruno Ingram in N., 2) ebd. 28.8.1492 Margarethe (1470-1539), T d. Gabriel Holzschuher (1431–93), Patrizier, Ratsherr u. Bgm. in N., u. d. Brigitte Volkamer; 3 S (jung †), 5 T aus 1), u. a. Ursula (? Wolf Haller, Hauptm. Albrechts v. Brandenburg), Magdalena (? Thomas Reiche, † 1516, Patrizier), 12 S (4 jung †), 5 T (3 jung †) aus 2), u. a. Anton (1498-1532), Hauptm., Genannter d. Gr. Rats in N., verzichtete 1521 auf d. väterl. Geschäft (s. ADB 16), Hans d. J. (1499–1552), Verleger, Barbara (? Bernhard Baumgartner, 1492-1549, Ratsherr), Margret (? Georg Geuder, † 1549, Ratsherr, Pfleger v. Lauf).
Leben
Koberger, von Haus aus vielleicht Goldschmied (um 1464), ist kurz nach 1470 als Drucker nachweisbar; zwei auf 1471 anzusetzende Drucke sind ihm nicht sicher zuzuschreiben, wohl aber das „Ehebüchlein“ des Albrecht von Eyb, 1472. Seit etwa 1478 entwickelte er die mit Lohnarbeiten betriebene Offizin zu einem manufakturähnlichen Großbetrieb; die spätere Nachricht Johann Neudörffers (1547), daß Koberger mit 24 Pressen – und damit einschließlich der Korrektoren und Illuministen möglicherweise mit 100 Gehilfen – gearbeitet habe, ist nicht nachprüfbar. Durch Einbeziehung anderer Offizinen und Lohndruckaufträge (unter anderem Johann Amerbach und Johann Petri in Basel, Adolf Rusch und Johann Grüninger in Straßburg, Jacques Sacon und Johann Klein in Lyon) wurde Koberger um 1500 einer der leistungsfähigsten und angesehensten Druckerverleger seiner Zeit. Etwa 220 Drucke kamen unter seinem Namen heraus, meist Foliowerke in Auflagen bis zu 1600 Exemplaren. Koberger druckte gelehrte Literatur des Spätmittelalters, Werke der Kirchenväter, der scholastischen Theologie und des Römischen Rechts. Zwar sehen wir ihn in Verbindung mit den Humanisten Nürnbergs und Basels, aber von deren literarischen Bestrebungen hielt er sich als Verleger eher fern, nur daß er für die Texte seiner Drucke die neueren Emendationsweisen zu nutzen bestrebt war; für die Postille des Hugo von Sankt Cher, eines seiner Hauptverlagswerke, beschaffte er 1498-1502 aus Köln, Lübeck, Nürnberg, Heilsbronn (bei Ansbach) und Maulbronn 18 Handschriften als Textvorlagen (exemplaria). Unter den wenigen deutschsprachigen Drucken Kobergers finden sich überragende, den Buchstil und die Holzschnittillustration des ausgehenden 15. Jahrhunderts mitbestimmende Leistungen: die deutsche Bibel, 1483, mit den von Heinrich Quentell in Köln erworbenen Holzschnitten aus dessen niederdeutscher Bibel von 1478; die Reformation der Stadt Nürnberg, 1484, mit einem Titelholzschnitt von Michael Wolgemut; das Heiligenleben, 1488, mit 254 Holzschnitten; der „Schatzbehalter“ des Franziskaners Stephan Fridolin, 1491, mit 96 Holzschnitten von Wolgemut, und vor allem Hartmann Schedels Weltchronik, 1493, in einer deutschen und einer lateinischen Ausgabe, mit 1 809 Holzschnitten von Wolgemut und Wilhelm Pleydenwurff. Einen Teil der Bücher ließ Koberger binden (Buchbinder Franz Staindorffer) und illuminieren; bei Schedels Weltchronik ging man vom Einzelstempel zum Plattendruck über. Hier liegen die Anfänge des Verlagseinbandes.
Inzwischen hatte Koberger den Verlag und den Buchhandel in großem Stil ausgebaut. Nicht nur in Nürnberg verband er den Großbetrieb mit dem Einzelhandel. Von der von seinem Vetter Hans Koberger dem Älteren geleiteten Niederlassung in Lyon aus wurden Frankreich, Spanien und Venedig beliefert. In Paris waren die Buchführer Johann von der Brück († 1476), später Johannes Blumenstock genannt Heidelberg als Vertreter Kobergers tätig. In Leipzig war der Buchführer Peter Clement († um 1535) sein Kommissionär. Auch in Regensburg, Breslau, Krakau und Ofen war Koberger vertreten. Die Niederlassung in Frankfurt am Main (unter Hans Breuer) erhielt 1506 ein neuerbautes Geschäftslokal. Von diesen Niederlassungen aus reisten seine „Diener“ in die Absatzgebiete; in Passau war der Domprediger Menrath Zyndel bis 1504 für den|Vertrieb tätig. Das Gesamtunternehmen wurde von Nürnberg aus mit Hilfe des Schriftverkehrs und mit einer genauen (doppelten) Buchführung straff geleitet. Koberger handelte nicht nur mit den eigenen Verlagsprodukten; er kaufte ganze Auflagen oder Teile davon von anderen Druckereien auf. Die Geschäftsverbindungen mit Amerbach und Petri nahmen handelsgesellschaftliche Formen an (um 1493-1508). Für Schedels Chronik wurde 1491 ein Vertrag mit Sebald Schreyer und Sebastian Kammermaister als Kapitalgebern, mit Wolgemut und Pleydenwurff als Illustratoren geschlossen. Neben Barkauf und gelegentlichem Tauschhandel arbeitete Koberger in bedeutendem Umfange mit Krediten, die auf den Messen in Frankfurt oder über Lyon abgerechnet wurden. Rascher Kapitalumschlag und Verteilung des Risikos waren leitende Gesichtspunkte. Dank dieses Wirtschaftsstils handelskapitalistischer Großunternehmer gewann Koberger als Buchhändler eine Sprach- und Ländergrenzen übergreifende, marktbeherrschende Stellung für das tat. Gelehrtenbuch der Zeit.
Von den Nachfolgern gelang es Hans Koberger dem Älteren, den Verlag konservativ weiterzuführen, während Anton Koberger der Jüngere und Hans Koberger der Jüngere erfolglos blieben, zumal sich die Koberger neueren Buchmarkttendenzen und einem Anerbieten Luthers zur buchhändlerischen Zusammenarbeit verschlossen. 1520 wurde die Niederlassung in Paris, 1523 jene in Lyon geschlossen; die Druckerei wurde 1526, das von Hans Koberger dem Älteren auf humanistische Literatur spezialisierte Sortiment in Nürnberg um 1533 aufgegeben.
Literatur
ADB 16; J. Neudörffer, Nachrr. v. d. vornehmsten Künstlern u. Werkleuten, hrsg. v. F. Campe, 1828; dass., hrsg. v. G. W. K. Lochner, 1875; O. Hase, Die Koberger, 21885 (mit d. Briefbuch K.s als Hauptqu.); H. Schedel, Buch d. Chroniken, Neudr. 1933 u. 1965; Grimm; R. Osterchrist, A. K., 1955 (als Ms. gedr.).
Autor: Hans Lülfing
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